Die Siegerbeiträge

1. Platz: Ondřej Procházka (25) – Antlitz im Efeu

Deutscher evangelischer Friedhof Straschnitz/Prag

2. Platz: Karolína Marková (18) – Das Grab Josef Seligers

Friedhof Wisterschan

Das Foto zeigt das Grab Josef Seligers auf dem Friedhof von Wisterschan bei Teplitz. Seliger wurde in Schönborn bei Reichenberg geboren, verbrachte aber die meiste Zeit seines Lebens in Teplitz. Als Reaktion auf die Anerkennung der Tschechoslowakei in Saint-Germain gründeten die Deutschen 1919 die Deutsche sozialdemokratische Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik. Seliger wurde zu ihrem Vorsitzenden gewählt. Nach seinem Tod wurde ein Wettbewerb für die Gestaltung von Seligers Grabstein ausgeschrieben. Diesen Wettbewerb gewann der Bildhauer Johannes Watzal. Die Enthüllung des Grabsteins fand jedoch erst 1924 statt. Das Grab wird bis heute von den Mitgliedern der Seliger-Gemeinde aus Deutschland gepflegt.

Das Foto wurde in Wisterschan aufgenommen.

2. Platz: Alžběta Bartáková (26) – Ergänzung

Deutscher evangelischer Friedhof Straschnitz/Prag

Der evangelische Friedhof in Straschnitz ist ein gutes Beispiel dafür, dass Friedhöfe nicht verschwinden müssen. Aus Wikipedia und Infotafeln geht hervor, dass der Friedhof schon viel erlebt hat. Seit seiner Gründung im späten 18. Jahrhundert wurden hier vor allem deutsche Protestanten begraben. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb er ungenutzt und sollte anschließend geschlossen und durch einen Sportplatz ersetzt werden. Dazu kam es letztlich nicht, aber der Friedhof verfiel und wurde von Obdachlosen bewohnt, wie unter anderem der Film Láska v hrobě (‚‚Liebe im Grab‘‘, 2012, Regie: David Vondráček) dokumentiert. Seit 2002 ist der Friedhof ein Kulturdenkmal, 2015 wurde er saniert. Er ist nun ein würdevoller Ort des Gedenkens. Die wenigen beschädigten Gräber werden durch intakte ergänzt und so wird deutlich, dass der Friedhof nicht verfallen, sondern nur schön mit Efeu überwachsen ist.

3. Platz: Markéta Kroupová (27) – Helene Günther

Friedhof Abertham

Diese Fotografie zeigt den Friedhof in Abertham. Sie entstand am 7. August 2023 gegen Abend bei regnerischem Wetter, das so gut zum Erzgebirge passt. Der Grabstein gehört Helene Günther, die in ihrem 20. Lebensjahr verstarb. Auf ihr allzu frühes Ableben weisen auch der Epitaph mit der Inschrift ‚‚Der Mensch ist nur der Welt geliehen, oft muss er fort im besten Blühen‘‘ und das schwarz-weiße Bild der jungen Helene, das zwischen den dichten Büsche hervorschaut, hin. Oben auf dem Grabstein befindet sich die Statue einer knienden Frau aus weißem Marmor. Ihre rechte Hand ruht auf ihrem Herzen, in der linken hält sie einen Olivenzweig - das Symbol der Hoffnung, dass die Verstorbene die ewige Ruhe findet. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es sich bei der Statue um ein Bildnis der Mutter Helenes handelt, die um ihre Tochter trauert.

Der Grabstein wirft eine Reihe von Fragen auf, viele von ihnen werden sich selbst mit intensiven Recherchen im Archiv nicht klären lassen. Wie verlief Helenes Leben in Abertham? Weshalb ist sie so früh verstorben? Welche Träume hatte sie und was erhoffte sie sich für ihre Zukunft? Als einzige greifbare Erinnerung an sie bleibt ihr Grab auf dem Aberthamer Friedhof.

3. Platz und Öffentlichkeitspreis: Matouš Petruň (17) – Ein würdevoller Ort

Friedhof Fürstenhut

Dieses Foto wurde auf dem Friedhof des verschwundenen Dorfes Fürstenhut im Böhmerwald aufgenommen. Der Friedhof liegt in einer wunderschönen Landschaft umgeben von weiten Wiesen und ich habe seine magische und unverwechselbare Atmosphäre in diesem Foto eingefangen. Während des Kommunismus sind das Dorf und sein Friedhof fast verschwunden. Die Grabsteine wurden entfernt oder sogar zerstört. Im Jahr 1992 wurde die Erinnerungsstätte dank deutscher Bürger restauriert. Jeder Grabstein hat seine eigene Geschichte und trägt unterschiedliche Namen.

4. Platz: Tom Soukup (14) – Traurige Erinnerung an Emil

Friedhof Zürau

Das Grab des 11-jährigen Emil Kühn auf dem alten deutschen Friedhof im Dorf Zürau, Kreis Laun. Seit der Vertreibung der deutschen Bevölkerung verfällt Emils Grabstein still zwischen anderen Gräbern.

Kreativpreis: Kateřina Uhlářová (27) – Pietät?

Friedhof Eilfhausen

Diese Fotos entstanden auf dem alten Friedhof der ehemaligen Ortschaft Eilfhausen. Zur Zeit wird das Gelände als Viehweide genutzt. Bei meinem Besuch dachte ich vor allem an ein Wort – Demut. Diese fehlt an diesem Ort wirklich.

 

,,Demut ist das Gegengift des Stolzes." (Voltaire)

Minderheit-Preis: Tereza Tokošová (21) – Engel

Friedhof Liboritz

Unser „Engel“ befindet sich auf dem Gebiet der ehemaligen Sudeten in Liboritz bei Saaz. Dieser Grabstein ist die Dominante des örtlichen Friedhofs, in deren Mitte er sich befindet. Er stammt aus den 1880er Jahren und ist für jeden Friedhofsbesucher sofort sichtbar. Es handelt sich um ein unglaublich spirituelles Werk, das viele Menschen in seinen Bann zieht.

Den Ausstellungskatalog mit allen eingesendeten Beiträgen gibt es hier:


Katalog JUKON-Fotowettbewerb 2023